Der letzte Tag
Sonntag, 25 November 2018
Katja rief mich am Vormittag an und teilte mir mit dass es Sammy sehr schlecht geht und er sich quält. Seit Tagen kann er nicht gescheit sein großes Geschäft erledigen. Vor 2 Wochen waren wir erst wieder in der Klinik wo ihm mit einem Einlauf kurzfristig geholfen werden konnte. Katja sagte mir dass sie Susi heute nach dem Frühstück in die Gruppe fährt damit wir mit Sammy in die Klinik fahren können. Ich rief in der Klinik an und erklärte dass unserem Sammy geholfen werden muss und wir uns mit dem schlimmsten Gedanken, ihn über die Regenbogenbrücke gehen zu lassen, auseinander setzen müssen. Die Mitarbeiterin am Telefon sagte wir sollen vorbei kommen und werden sofort vorgezogen dran kommen.
Um 13:17 Uhr meldete sich Katja dass sie daheim ist – ich machte mich sofort auf den Weg. Wir gingen mit Sammy nochmal seinen gewohnten Gang, oben am Sportplatz entlang. Es war ein schmerzlicher Anblick. Er lief sehr langsam und steif. Sein Geschäft fünktionierte wieder nicht, er quälte sich!
Am Auto angekommen, hob ich ihn hinein und wir fuhren los. Gegen 14:45 Uhr kamen wir an der Klinik an und wurden sofort in ein Behandlungszimmer geführt. Die Ärztin kam kurze Zeit später – ich erklärte ihr den Gesamtzustand von Sammy und wir befürchten dass es nicht mehr lebenswert ist und wir immer gesagt haben, er darf sich nicht quälen. Sammy schaute in dem Moment sehr aufmerksam, worauf ich zur Ärztin sagte: "Schauen sie ihn sich an, sein Blick...das ist der Blick der uns immer wieder davon abhält die letzte Entscheidung zu treffen!!" Was die Ärztin darauf antwortete, ließen Katja und mich schweren Herzens und mit tiefem Schmerz begleitet entscheiden, dass wir Sammy gehen lassen müssen. Sie sagte:"Er ist geistig noch voll da und kriegt seinen körperlichen Verfall bei vollem Bewusstsein mit und das ist schlimm für Sammy." Sie räumte uns noch Bedenkzeit ein und sagte wenn wir noch Zeit brauchen dann sollen wir sie uns nehmen, wir müssen uns nicht hier und jetzt entscheiden. Katja schaute zu mir rüber und fragte:"Wollen wir ihn gehen lassen?" Ich stimmte sofort zu...
Die Ärztin erklärte uns dann dass sie Sammy jetzt mitnimmt um ihm eine Kanüle anzulegen. Ihre Helferin nahm Sammy an der Leine, der sich erst weigerte...gemeinsam verließen sie den Raum. Katja fing an zu weinen und auch mir kamen die Tränen. Es dauerte eine Ewigkeit bis die Helferin mit Sammy zurück kam. Sie erklärte uns dass sein Kreislauf sehr schwach ist und die Ärztin Probleme hatte eine Vene zu finden. Die Kanüle musste sie an der rechten Hinterpfote anbringen.
Kurze Zeit später kam die Ärztin, erklärte uns das auch nochmal und bereitete die Euthanesie vor. Ich fragte sie ob sie unsere Meinung teilt, dass wir jetzt auch wirklich das Richtige tun? Sie stimmte uns zu und sagte dass sie bestimmt dagegen gesprochen hätte wenn sie anderer Meinung wäre, denn wenn nur ein Funken Hoffnung besteht, geht ein Tierarzt diesen Schritt nicht mit!
Katja und ich hockten uns zu Sammy hinunter, streichelten ihn und hielten ihn fest. Wir legten ihn auf die Seite und verabschiedeten uns von ihm..es war brutal grausam und schmerzhaft. Die Ärztin setzte die Spritze an und Sammy schlief ganz sanft und für uns fast unbemerkbar ein. Katja und ich konnten nicht mehr und wir weinten beide los. Es war ein unbeschreiblicher Schmerz. Sammys rechtes Auge öffnete sich nochmal und ich strich sanft mit meiner Hand über das Auge um es zu schließen. Er hat uns nun für immer verlassen. Die Ärztin ließ uns mit Sammy allein und wir nahmen unter großem Schmerz Abschied. Um 15:15 Uhr schlief er sehr sanft ein! Katja nahm ihren Schal und legte ihn unter Sammys Kopf.
Nach einer Weile kam die Ärztin zurück und prüfte die Herztöne. Sie nickte uns zu - was sie sagte weiß ich nicht mehr, zu tief war das Trauma! Ich fragte noch wohin ich Sammy tragen sollte, doch sie sagte:"Nein, das brauchen sie nicht, das machen wir schon... Sie sagte, ich lasse sie nun allein, nehmen sie sich ruhig Zeit zum Verabschieden. Wir hockten noch eine Zeit lang bei Sammy drückten und küssten ihn nochmal und verließen schweren Herzens das Behandlungszimmer.
Die Heimfahrt war entsprechend grausam...unsere ersten Minuten ohne Sammy, der uns 13 Jahre und einen Monat lang begleitete. Unterwegs kam ich auf die Idee eine Homepage für Sammy zu erstellen – Katja war bgeistert von der Idee. Das werde ich in Angriff nehmen!!!
Wir fuhren erstmal zu mir, da es für Katja einfacher war erstmal nicht zu ihr zu fahren weil Sammy dort noch allgegenwärtig ist. Ich machte uns einen Kaffee und wir sammelten uns erstmal um uns runterzufahren. Der Schock saß sehr tief. Vor einer Stunde noch war Sammy bei uns!
Zeit und Raum waren nur noch Nebensache. Wir fühlten uns wie in einer Blase gefangen. Um uns herum schien die Zeit stillzustehen. Ich weiß nicht mehr wie lang wir dorten auf meinem Sofa so saßen, doch es half nichts, irgendwann brachen wir auf zu Katjas Wohnung. Dort angekommen weinte Katja schon beim Aufschließen der Tür und hielt inne. Sie brach in Tränen aus und hockte sich total zerrissen auf ihre Ottomane.
Ich räumte sofort den Wassernapf auf und spülte den Fressnapf, der noch in der Spüle stand. Ich trug beides raus auf die Terrasse. Vorher kam Katja in die Küche, ich umarmte sie und wir waren in tiefer Trauer. Ich brachte noch den Teppich, der immer unter seinen Näpfen lag, ins Bad und entfernte die wasserfeste Folie darunter.
Wir setzten uns an den Esstisch und unterhielten uns über das Erlebte, über Sammys Leidensweg und weinten. Ich stand irgendwann auf und fragte Katja:"Ich kann da nicht so ruhig sitzen, gehen wirspazieren?" Sie stimmte sofort zu und wir gingen Richtung Netto den Westring rauf bis zur Hans Brewckwoldt Str. ganz rauf bis zur Marie Curie Str. durch den schmalen Weg bis zur Abenberger Str. und dann wieder zurück zu Katjas Wohnung – der Spaziergang, die frische November-Luft taten richtig gut. Wir unterhielten uns die ganze Zeit über - allein sein ist jetzt keine Option! Bevor wir zurück ins Haus gingen fassten wir den Entschluss noch was zu Essen zu besorgen, da wir den ganzen Tag noch nichts zu uns genommen hatten. Wir hatten die Hoffnung dadurch wieder einigermaßen Kraft zu tanken. Um 20:15 Uhr schaute ich auf die Uhr und sagte zu Katja, jetzt ist es genau 5 stunden her, dass Sammy aufbrach um über die Regenbogenbrücke zu gehen. Danach unterhielten wir uns noch eine ganze Weile bis ich dann heim fuhr. Es fiel schwer, doch am nächsten Tag mussten wir wieder, so gut es ging, funktionieren.